City Light heißt das neue Release der italienischen Reggae Band EBM, kurz für Earth Beat Movement. Die Nummer ist eine von Dub durchzogene Produktion, auf der Leadsängerin MisTilla ein düsteres Bild unserer urbanen Gesellschaft zeichnet. Doch Stopp! Waren das gerade Dub und Sängerin in einem Satz? Sì! Leider sind Frauenstimmen im Dub eine Seltenheit. City Light führt uns vor Ohren, warum das ein Versäumnis ist. Stichwort: spannende Kontraste.
Dabei hat der Track durchaus ein paar kleine Schönheitsfehler, die dem Songwriting geschuldet sind. Denn das klingt bisweilen nach enit.dict.cc. Auch den Vocals hört man ihre Herkunft an. Das empfinde ich allerdings nicht als Manko. Denn Tillas Akzent fällt mir auf – er stört mich nicht. Natürlich ist das Geschmackssache. Ich kenne Menschen, die kaum ertragen können, wenn man Vocals anhört, dass sie nicht von Muttersprachlern gesungen werden. Meine Haltung ist da weniger dogmatisch: Entweder klingt es stimmig oder eben nicht. Schließlich singt/deejayed/rappt selbst unter Native Speakern kaum ein Artist auf Oxford English. Stattdessen hören wir überall Dialekte, Slangs und lokale Ausdrücke. Und manchmal eben Non-Natives, die so frei sind, eine Fremdsprache für ihre Kunst zu nutzen. Solange es nicht aufgesetzt und verkrampft klingt, bin ich mit all dem cool. City Lights erfüllt diese Bedingung imo.
Nicht zuletzt, weil die Band ein geschmeidiges Instrumental abgeliefert hat, das Tilla sehr gut zu Gesicht steht. Auch auf dem 2016er Album der Band, 70 BPM, sind es jene schwereren Nummern, bei denen ich hängenbleibe. Der Style steht der Sängerin eindeutig besser, als die happy go lucky Tracks der Scheibe 1. Ebenfalls gut kommt sie auf temporeicheren, treibenden Tracks, wie dem letztjährigen Tell The People.
Lobende Erwähnung verdient auch das Video. Dem gelingt es, die düstere Atmosphäre des Tracks einzufangen und in Bildsprache zu übersetzen. Italienische Musikvideos scheinen einen guten Lauf zu haben. Fazit: Newcomer 2, die man im Blick behalten kann.