Outta Dem Tabs #1

Ich weiß ja nicht, wie Eure Browsingsessions so aussehen. Ich jedenfalls habe im Moment 62 Tabs in 5 Fenstern auf. In denen steckt, was ich mir gemerkt habe, um es später zu lesen/betrachten/verbloggen/whatever. Darunter etliche Dinge aus dem Musikkontext. In der Praxis sieht das so aus:

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Alle paar Wochen heißt es deshalb: Ausmisten! Denn irgendwie hat man immer weniger Zeit, als es tolle Dinge gibt, mit denen man sich auseinandersetzen will. So lässt sich das Dilemma unserer modernen Aufmerksamkeitsökonomie in einem Satz zusammenfassen. Willkommen im Content Shock Age!

Doch aus der Not soll man bekanntlich eine Tugend machen. Deshalb gibt es nun Outta Dem Tabs. In unregelmäßigen Abständen werde ich in dem Format künftig meine Tabs öffentlich aussortieren. Und im selben Atemzug allem, was es bis dahin zu Unrecht nicht auf die Seite geschafft hat, noch einen Platz einräumen. Kurz und auf den Punkt, quasi als virtuelle Fundgrube. Oder Grabbeltisch. Stöberecke. Ganz wie Ihr wollt. Egal wie ihr das Kind tauft: Es hat eine Menge Nachschub dabei, sollten Euch die Tabs mal ausgehen.

Los geht’s!

Seeehr lange schleppe ich schon drei Tabs aus Bandcamp mit mir rum. Nämlich das Grow Slow Album von DJ Vadim & Sena, den Victory Rock Again Riddim aus dem Hause King Toppa Music und das ebenfalls nach wie vor großartige Stay Calm von Radikal Guru ft YT im Mungo’s HiFi Remix. Letzteres übrigens erschienen beim geschätzten Moonshine Recordings Label. #antik

Ebenfalls von Guru und ebenda erschienen, jedoch etwas aktueller, ist Build Fire. Als Stimme ist Jay Speaker am Mikrofon. Nicht ganz so dick wie Stay Calm (was aber auch wirklich ein amtliches Brett ist!), aber definitiv wert, gehört zu werden. #dub

Sevana ist eine talentiertesten Frauen aus Jamaika derzeit. Sie verdient, weit über die Grenzen der Insel hinaus gehört zu werden, denn ihre Stimme hat das besondere Etwas. Nun hat sie ein Video zum Opener ihrer 2016er EP Sevana releast. Allerdings hat eine nicht auf der EP zu hörende – und für meine Begriffe bessere – Acoustic Version ihren Weg ins Video gefunden. Carry You ist ein wunderschöner Song, den die Sängerin für ihren Bruder geschrieben hat. Das zugehörige Video ist ebenfalls großartig. Sevana sagt folgendes dazu:

I’m fully aware of the weight of my words and I chose to declare them – to do this and have follow-through is a brave and vulnerable thing, it’s honest and soul-bearing, both things I hope to master. Pure love demands vulnerability, for the giver to expose herself without thinking about what that might look like. That’s what I wanted to do with the visuals for Carry You (Acoustic) – expose the depth of feeling; the gentleness and bravery involved with unconditional love.

Das ist ihr gelungen, zumindest in meinem Fall. Denn beim ersten Sehen des Videos waren es genau jene Begriffe, die mir in den Sinn kamen. #beautiful

Kürzlich wurde bekannt, dass in einem Londoner Hotel alte Bob Marley Live-Aufnahmen aufgetaucht sind, die bei Konzerten zwischen ’74 und ’78 entstanden waren. Es ist eine fast unglaublich anmutende Geschichte, wie die Tapes wieder aufgetaucht und in Stand gesetzt wurden. Lesen könnt Ihr sie hier. #bob

Die Kollegen von No Majesty haben ein unterhaltsames Interview mit Lee „Scratch“ Perry. Zitat aus dem Intro:

In an interview with Krishnan Guru-Murthy for Channel 4 in 2015, not long after his 80th birthday, one of the first statements uttered by Scratch was “Do you know that I’m crazy?” My experience with Lee Scratch Perry did nothing to challenge this claim. Crazy, genius, and one of a kind.

Nuff said. Anhören könnt ihr das Ergebnis hier. #weird

Der Black Peppa Riddim ist ein aktueller Dancehall Riddim, dessen Vibe an den Dancehall der mittleren 2000er erinnert. Vielleicht ist es diesem Umstand zu verdanken, dass die Version von Ele zu den stärksten auf dem Riddim gehört. Die Ära war schließlich der Peak des Energy Godschen Schaffens. Auch die anderen Versions von I-Octane, Vybz Kartel, Beenie und Bling Dawg (mit Abstrichen) wissen zu gefallen. #riddim

Der geschätzte Jah Raver hat einige Einige Reggae-Schätze ausgegraben und sie beim Midnight Raver veröffentlicht. Zum einen die Tuff Gong Sessions aus 1970/71 und die Live-Aufnahmen der Bunny Wailer und Peter Tosh Auftritte beim Youth Consciousness Festival 1982. Dazu schreibt er:

At sunset on the evening of December 25, 1982, Bunny Wailer took the stage at Jamaica’s National Youth Consciousness Festival along with Sly and Robbie and the I-Three. Having lived in relative seclusion behind the iron-gated walls of his compound in the Washington Gardens section of Kingston since the release of his landmark debut album in six years earlier in 1976, the massive crowd was eager with anticipation, not knowing what the night would bring. What they ended up getting that night was the top performance of Bunny’s career, one that was topped off when reggae legends Peter Tosh and Jimmy Cliff joined him onstage for an encore.

Die Dinger findet Ihr hier. #live

Eine kleine aber dicke Digital Dancehall EP aus der Pure Niceness Records Schmiede ist Bring It Come. Genaugenommen ist es ein One Riddim Release, keine Ahnung warum es als EP deklariert ist. Der Riddim heißt Bring It und stammt von den UK Producern Danny T & Tradesman. Die Versions sind von Sr. Wilson und General Jah Mickey. Technische Details bei Seite, ist das ein feines Stück Musik. Hören und erwerben kann man es hier, #digital

Irgendwann müsste man eigentlich mal was über junge, jamaikanische Fashion Labels schreiben!“ So Sachen denke ich manchmal, wenn ich so dasitze und vor mich hin denke entlang so Sachen. „Wegen dem Island Swag und so!1 Bis es soweit ist (lies: möglicherweise nie), findet Ihr hier ein paar gegenwärtige Beispiele. #swag

Nichts mit Musik zu tun hat diese faszinierende und bisweilen bewegende Geschichte. Autorin Annie Correal findet auf den Straßen Brooklyn’s ein altes Fotoalbum, welches das Leben eines schwarzen Paares im New York der 50er und 60er Jahre porträtiert. Das Album fasziniert sie, weshalb sie beschließt, die Geschichte dahinter zu erkunden. Es beginnt eine spannende Reise durch eine schwarze, amerikanische Geschichte, die jedoch wenig mit Klischees zu tun hat. #goodread

Jazzsänger Al Jarreau ist gestorben. Lange bevor es Freestyle Emcees gab, war Jarreau Freestyle Emcee. Die New York Times & der Guardian haben lesenswerte Nachrufe. #rip

Der My Roots Girl Riddim von Med Tone Records ging schon durchs deutsche und internationale Reggae-Internet. Trotzdem soll der Hinweis auf das Release an dieser Stelle nicht fehlen. Denn wenn Cornel Campbel und U-Roy auf einem Riddim voicen und Ilan Smilan noch eine Instrumental-Version mit Calypso-Gitarre abliefert, dann stehen die Chancen gut, dass das Ergebnis hörenswert ist. Hier machst Du Dir Ohr davon. #sound

Aus der Kategorie Reggae meets Pop: Marley-Enkel Skip macht gute Musik. Jetzt hat er als Featuregast von Katy Perry den einzig erträglichen Part zu einem akustisch ansonsten kaum zu verkraftenden Song beigesteuert. Was Justin Charity bei The Ringer dazu zu schreiben hat, ist dennoch interessant (wenngleich er Skip in seinem Text völlig ignoriert). #hype

Lemur, den Rapfans als Teil von Herr von Grau kennen, hat ein neues Video zur sentimentalen Single Wolfsburg von seinem aktuellen Album Die Rache der Tiere releast. Sacramento MC Chuuwee rappt in Unity im Conscious-Style über einen zurückgelehnten Beat; in der Hook referenziert er dabei sogar das bestens zum Thema passende I&I Konzept aus Rastafari. #rap

Bubbling war eine nahezu surreale Erscheinung Ende der 80er/Anfang der 90er in den Niederlanden. Vereinfacht gesagt hochgepitchter Dancehall. Dem Gründungsmythos nach durch einen Unfall entstanden, als Moortje versehentlich eine LP auf 45-Geschwindigkeit abspielte 2. Auf internetüblichen Umbisabwegen kam ich neulich dazu, mich mit dem Genre-Slash-Phänomen zu beschäftigen. Solltest Du das auch wollen, ist dieser Guardian Artikel hier ein guter Startpunkt. #bubbling

Verlassen wir zum Ende für eine Sekunde unsere gewohnten musikalischen Gefilde (zugegeben recht weit!) und widmen unser Ohr dem aktuellen Release von The Newcomer (Disclosure: Freund von mir). Die Platte nennt sich Mirelet Unsette Moiyana und der mehr als ungewöhnliche Name ist indikativ für den Sound, der einen erwartet. Abstrakt ist dafür beinahe ein Euphemismus.

Mir gefällt sowas durchaus, habe ich doch ein Faible für ziemlich verspulte Produktionen. Wirklich vergleichen will und kann ich die Musik mit nichts. Mir wäre schlicht nichts entsprechendes bekannt. Am ehesten kommen mir noch Sachen wie die Produktionen von Captain Murphy oder Spark Master Tape (minus Vocals, Beat und Struktur) in den Sinn. Oder die frühe Sachen von FKA Twigs. Oder die spät(er)en von Tara Putra. Aber das alles sind stark hinkende Vergleiche. Ihr merkt: Nicht wirklich Musik, über die ich kompetent schreiben kann. Also zitiere ich einfach von Bandcamp, wo ihr Euch die Scheibe auch anhören könnt:

As in thrall to traditional craft as to cutting edge tech, The Newcomer relays memories of “a powerful vision of a world; the reflection of it’s makers… a feeling of true belonging”. The tracks somehow speaking to early folk and traditional musics and our oncoming unknown future simultaneously. All of this is audible in the scuffed electronics that recall Aphex Twin’s most delicate moments along with the skittering rhythms of Fela Kuti, the crisp melodic figures of Steve Reich and the bit-crushed majesty of Fennesz.

#taglos

Neuer Tab Count: 4 Fenster, 35 Tabs #dun

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Picture Credit: Ann Friedman via Giphy

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