Stop, Start, Continue #5: EVER BLAZZIN’

Ich freue mich heute eine neue Episode präsentieren zu dürfen. Was unser Magazin angeht habe ich im Moment das Gefühl, dass die Zeit noch viel schneller tickt als sonst. Sicherlich ist Zeit ein eher relatives Konstrukt. Selbst wenn wir Einsteins legendären Beweis dafür außer acht lassen. Wie kommt es, dass auf der einen Seite Zeit nicht schnell genug vorbei geht. Auf der anderen Seite meint man, die gute alte Zeit wäre mit mehreren zehntausend PS Turbinen ausgestattet. Jedenfalls sehe ich dem Ernst der Lage ins Gesicht und darf heute Tinte und Feder mit dem Papier verheiraten. Digital versteht sich.
Wa Gwaan todeh?

Ich würde euch gerne von einer Zeit erzählen, in der ich viel mit einem Produzenten in Köln zusammen gearbeitet habe. Die Geschichte wie wir uns kennen gelernt haben muss vielleicht etwas warten. Aber Blazze, eben dieser Produzent, war diese Woche viel in meinen Gedanken präsent weil er ein wirklich guter Producer ist. Ich lerne überdurchschnittlich viel über Beobachtung. Eigentlich tun wir das alle zu einem Gewissen Grad aber ich weiß von mir, dass ich so viel Input verarbeite.

Diese Woche habe ich eine neue Erweiterung von Native Instruments (NI) voller Vorfreude gekauft und ausprobiert. Sie nennt sich Black Arc und eigentlich sollte jetzt spätestens jeder bescheid wissen. Ich habe ein gespaltenes Verhältnis zu den Expansion Packs von NI. Auf der einen Seite sind brutal gute Samples dort zu finden. Allerdings sind es eben oftmals nur Samples und die Veränderbarkeit ist oftmals stark eingeschränkt. Unter Umständen muss ich anfangen den kompletten Sound auseinander zu bauen um diese Samples weiterverarbeiten zu können. Kurz zu Black Arc. Die Erweiterung hat wirklich viele tolle Reggae Drum Kits und ein paar nette Samples zu bieten. Leider nicht ganz so viele wertvolle Klavier und Orgel Sounds. Trotzdem hat die Erweiterung so viele tolle Features, dass ich diese Woche ganz in meinem persönlichen Space unterwegs war und an einem dubbigen Riddim gebastelt habe. Hier kam oftmals die Frage auf, wie Blazze an dieser Stelle wohl arbeiten würde.

Da ich mit ihm zusammen ewig viel vor dem Computer saß und mir ansah wie er die Tracks baute, fühlt es sich für mich stimmig an, darüber ein paar Zeilen zu verfassen.

Ich war damals wahnsinnig beeindruckt von der Intuition und dem Gefühl im Songwriting Prozess. Ich hatte bis zu dem Zeitpunkt wenigen Produzenten zusammen am Mischpult oder am Computer gesessen um den Sound zu optimieren. Zusätzlich entstanden bei mir Lieder normalerweise allein daheim und nicht mit einem Produzenten an der Seite .
Was hat mich damals so abgeholt? Blazze konnte sofort zuordnen ob etwas genau richtig, ganz daneben, oder eben noch nicht ganz da war. Es ist für mich ziemlich schwer das ganze in Worte zu fassen. Ihr müsst euch vorstellen, dass er das Lied oft sofort verstanden hat. Selbst wenn es nur eine Akkordfolge war. Umgekehrt wenn etwas fehlte. “Das ist eine hammer Melodie aber irgendwas stimmt da nicht. Probier das am Ende mal etwas anders.” Oder: “Du hast es fast, spiel das noch fünf Minuten und lass dich richtig in den groove fallen und dann haben wir es genau richtig.”
Ohne Witz, ich habe selten mit Leuten zusammengearbeitet, die so konstruktiv Veränderung in einem Sound materialisiert haben. Ich bin sicher, wenn man mit Künstlern zusammen arbeitet, muss man irgendwo ein Feingefühl dafür bekommen ihnen vorzuschlagen was anders gemacht werden kann/muss. Die Alternative ist, dass die Artists sofort rum bitchen und versuchen ihr Ding durchzudrücken obwohl es kacke ist.

Außerdem habe ich an einem Abend nach einer Bandprobe mit Blazze auf die Bahn gewartet und wir haben uns über das Potenzial von Liedern unterhalten. Er sagte mir, dass ein guter Songwriter oder Produzent es schaffen muss die Essenz eines Liedes einzufangen. Wenn man nicht die Essenz eingefangen bekommt, ist der Tune es nicht wert veröffentlicht zu werden. Er sei manchmal Tage auf der Suche und wenn er sie hat scheint der Tune sofort mit einer ganz eigenen Brillanz

Ganz abgesehen von dem produzieren am Computer war es immer ein Abenteuer an sich. Das Studio lag nicht im Zentrum sondern etwas außerhalb. Auch wenn ich nur 5 Haltestellen mit der Straßenbahn fahren musste. Von dort wurde ich entweder abgeholt oder musste nochmal knapp 30 Minuten Bus fahren. Das Studio selbst stand nicht seperat für sich sondern war Teil einer Wohnung. Es kamen also ab und zu jemand rein und fragte ob wir was essen oder trinken wollen. Außerdem kam Blazzes Tochter auch manchmal und wollte sich ansehen was wir so treiben. Wenn ich ankam waren andere Künstler oftmals schon dort, die mit Blazze am Aufnehmen oder am arbeiten waren. So habe ich in der Zeit auch wirklich viele nette Künstler kennen gelernt, deren Musik ich bis dahin noch nicht kannte. Fireson Bantu war einer davon. Ich erinnere mich noch daran, dass ich ihn meistens nur im Studio habe sitzen sehen. Wenn er was sagte, dann in einer ruhigen, höheren Sprechstimme. Das erste Mal, dass er ins Mikro sang, war ich voll weg geblasen von der Intensität die da aus ihm raus kam.

Es gibt wirklich viele schöne Dinge, die ich mitnehmen konnte. Bei machen punkten gab es aber auch Reibung. Ich glaube allerdings, dass da Mentalitäten und Lebenseinstellungen aufeinander prallten. Also weniger künstlerische und mehr menschliche Aspekte.

Bis auf diese Kleinigkeiten war unsere Kollaboration wirklich super und ich glaube wir haben beide massig Spaß gehabt. Neben der Arbeit an meinem Sound habe ich Melodien für seine Tunes zur Verfügung gestellt. Es war für mich ein cooles Gefühl an einem Riddim mitgeholfen zu haben. Auch solche Riddims dann von vielen verschiedenen Artists interpretiert zu hören war für mich damals eine Hautnah-Variante, die ich bis dato noch nicht kannte.

In Zwei Wochen knüpfe ich insofern an, dass ich gerne von dem Videodreh zu einem dieser Tunes erzählen möchte. Da ich es heute bewusst kurz halten wollte, bin ich hier an dieser Stelle raus und wünsche euch einen guten Start in die Woche.

Jah bless!

Photo Credits: „Photographer“ on Flickr; Paperpony112 on deviantart

Facebook Page Ever Blazzing Music Production

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