STOP, START, CONTINUE #3: “Das geht über eure Vorstellungskraft…

Original by Eric Kilby on flicr

…Jamaika hat ne Bob Mannschaft“

Ich habe mich in den letzten Tagen mega auf Heute gefreut. Der Tag an dem ich von einem Film erzählen darf, der mich auf subtile Weise in meiner frühsten Kindheit geprägt hat. Im Februar 1994 wurde Cool Runnings in Deutschland in den Kinos veröffentlicht und wie es der Zufall so will, war ich damals im Kino am Start.

Meine Mutter hat so lange ich denken kann Job und Aufzucht der Kinder unter einen Hut gebracht. Manchmal gab es aber Überschneidungen und die Schule war zu diesen Zeiten keine große Hilfe. Mein Vater kam meistens erst gegen spätem Nachmittag Heim und ich war oftmals gegen Zwölf oder Ein Uhr fertig mit der Schule. Wenn meine Mutter aber noch Dinge zu tun hatte, nahm sie mich mit in die Stadt.

Entweder wartete ich in ihrem Büro oder – wie in diesem Fall – schuf sie kreative Anreize, für die ich zu begeistern war. So kam es, dass meine Mom in der Zeitung nach Filmen suchte, die in der Stadt zum richtigen Zeitpunkt liefen und auch noch für Kinder ab 6 freigegeben waren. So wurde ich also eines Nachmittags ins Kino gebracht. Sicherlich kann mich meine Erinnerung hier täuschen, aber ich bin fest davon überzeugt, dass meine Mutter mir ein Ticket gekauft hat und ich alleine in den Vorstellungssaal ging. Meine Mutter hat mich dann also wieder abgeholt als der Film fertig war.

Über die Qualität des Filmes lässt sich bestimmt streiten. Für mich war der Film ein weiterer Einfluss der Reggae-Kultur. Auch wenn das Bild der Jamaikaner von Jon Turteltaub (Regie) nicht repräsentativ sein mag. Den Soundtrack habe ich damals auch gekauft und lange Zeit war Jimmy Cliff’s – I can see clearly now einer meiner Lieblingstitel. Dominiert von Ben E. Kings – Standby Me. Daran ist zwar auch ein Film schuld, aber das ist eine andere Geschichte.

Mein Lieblingscharakter war immer schon Sanka Coffie. Sanka wollte eigentlich der Lenker oder Steuermann sein, aber hat den Job letztlich nicht erhalten. Er hat die Dinge lockerer und lustiger angehen lassen, war aber auch faul und nicht sonderlich motiviert oder trainiert. Trotzdem hat er die wichtige Rolle, dem Team den Spirit zurückzubringen, nachdem Derice versucht über eine Semi-Schweizer Identität zum Erfolg zu kommen.

„All I’m saying, mon, is if we walk Jamaican, talk Jamaican, and is Jamaican,
then we sure as hell better bobsled Jamaican.“

Dieser Satz holt mich heute auf jeden Fall ab. Vielleicht nicht als Jamaikaner aber die allgemeine Bedeutung kann jeder für sich nehmen.

Der Running Gag „Sanka bist du tot?“ hat auch ewig zwischen mir und meinem Bruder vorgehalten. Das ganze Sanka Thema ging sogar so weit, dass wir uns bei Allnight Zock-Sessions auf der Playstation um einen Rasta Charakter geprügelt haben. Das Spiel hatte überhaupt nichts mit Reggae oder Rastas zu tun, aber die Farben des Autos und die geilen Sprüche vom Rasta Dude wollten sowohl mein Bruder, als auch mein Kumpel für sich haben.

Bei einer kurzen Recherche über die Micro Machines Charaktere ist mir aufgefallen, dass wir damals wohl nicht die einzigen waren, die Jethro spielen wollten. Warum dieser Gedankensprung? Mein Kumpel und ich nannten den Charakter  Sanka und mein Bruder nannte ihn in Dudley, noch einem echten jamaikanischen Bobteam Mitglied.

So hat jeder Charakter im Film für mich eine schöne Tiefe, die mich ihn jedes Mal mit neuen Augen sehen lässt. So sind gute Filme und Bücher eben. Auch Juniors Reise und der Prozess, sich von seinem autoritären, bestimmenden Vater zu lösen, ist es wert, hier erwähnt zu werden. Ich liebe die Interaktion zwischen ihm und seinem Bobkameraden, Yul Brenner. Grandios wie die beiden zusammenfinden und das Team auch dadurch den Kreis schließt. Sagt was ihr wollt, der Film ist einfach hammer dope!

Auch wenn ich Sportwissenschaften studiert habe, kann ich nicht sonderlich mit Fakten um mich werfen. Zumindest aber ist es schön, dass Jamaika noch immer im Geschäft ist und zwanzig Jahre nach dem Film immer noch eine Bobmannschaft stellt.

John Candy’s Präsenz in dem Film ist für mich auf alle Fälle ebenso wichtig, weil meine beiden Cousins den totalen Candy Crush (Sorry, yes pun intended) hatten. Ich würde sagen „Allein mit Onkel Buck“ war bestimmt einer der Lieblingsfilme meiner Cousins. Deshalb lieft er auch auch oft genug bei mir und meinem Bruder im Fernseher. Außerdem kann ich wirklich behaupten, dass Spaceballs mein absolut, absoluter Lieblingsfilm ist und John Candy auch hier einen großartigen Charakter spielt. Wenn auch nicht ganz so offensichtlich. Mein Bruder und ich haben uns Spaceballs so oft angesehen, bis die Videokassette kaputt war.

Sein Charakter Irwin Blitzer berührt mich, weil er sich anfangs zu einer Sache überreden lässt, zu der er überhaupt keine Lust hat. Am Ende findet er aber genau an diesem Ort Frieden und Versöhnung. Was ich beim Sehen des Filmes nie wirklich prall fand, war die Art und Weise, wie die Rolle der Bösewichte ausgefüllt wurde. Daran habe ich mich schon häufig gestoßen aber irgendwelche Fieslinge braucht man ja für eine gute Story. Wie im wahren Leben!

Ob es ein Fluch oder ein Segen ist, dass deutsche Filme synchronisiert werden, kann ich nicht sagen. Ich hatte jedenfalls die deutsche Übersetzung gesehen und konnte somit den Vibe des Films genießen, wurde allerdings des jamaikanischen Patois beraubt. Irgendwann mit meinen besser werdenden Englischkenntnissen habe ich mir den Film im O-Ton angesehen aber trotzdem nicht alles verstanden. Das ist mittlerweile auch anders geworden aber für Schulenglisch hatte es bei mir damals nicht gereicht den Dialogen der Darsteller zu folgen.

Kleiner Transfer zu den Reggae Dokus wie Steppin Razor oder Marley, ohne Untertitel bin ich dort manchmal verloren weil meine Patois Skills da an ihre Grenzen stoßen. Ich mag Cool Runnings jedenfalls sehr gerne und freue mich, dass es heutzutage so leicht ist, Filme online auszuleihen. Ich werde dementsprechend gleich in eine Videothek surfen und mir den Film ausleihen.

Ich hoffe ich konnte euch ein Stück Nostalgie der Neunziger mitbringen und vielleicht ja auch so viel Interesse und Begeisterung für den Film vermitteln, dass ich nicht der Einzige bin, der ihn sich wieder ansehen mag.

Fühl den Rhythmus, fühl die Musik!

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